Ute Liepold ist in Bregenz, in gut behüteten Verhältnissen, als Tochter eines evangelischen Pfarrers, mit ihrer jüngeren Schwester aufgewachsen. Sie sagt über sich selbst, dass sie als Feministin geboren wurde und das machte sich besonders in der Schule bemerkbar, als sie viele Ungerechtigkeiten erkannte und immer dagegenhielt. Da kam es schon vor, dass sie sich mit Burschen prügelte oder sich gegen ungleiche Behandlungen eingesetzt hat. Ihre Konsequenz und kämpferischer Geist setzten sich mit Erfolg durch. Feminismus war für Ute immer wichtig. Besonders prägend war mit 16 Jahren ein Buch von Simone de Beauvoir. 

Nach der Matura war für sie klar, dass sie so weit weg, wie nur möglich wollte. Vorarlberg gehört für sie zu den konservativsten Bundesländern und sie wollte den traditionellen Rollenzuschreibungen und gesellschaftlichen Erwartungen nicht entsprechen müssen. So ging es nach Wien zum Studium der „vergleichenden Literaturwissenschaften“. Sprache war schon immer sehr wichtig für Ute aber das Studium erfüllte nicht ihre Erwartungen und deshalb stellte sie sich selbst ihr Studium zusammen. In einer Fächerkombination aus Philosophie mit Publizistik, Soziologie, Ethnologie und Germanistik vertiefte sie ihre Leidenschaft des Feminismus. Die Zeit in Wien hat sie frei gemacht, weit weg von der Bergkulisse und den Traditionen im Rücken. Nach dem Studium wollte sie ursprünglich in der Wissenschaft bleiben, als es sie dann mit ihrem Mann nach Kärnten verschlug und sie ihre erste Tochter bekam, änderten sich ihre Pläne grundlegend. 

Eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen war für Ute kein klarer Lebensplan. Sie verspürte eigentlich nie den Drang Mutter zu werden, folgte dann aber ihrem Forscherdrang und wollte wissen, wie es ist, wenn man sich verdoppelt. Für sie war die Schwangerschaft psychisch herausfordernd und sie meint, dass die Themen, die mit einer Schwangerschaft einhergehen viel zu wenig besprochen würden. „Dein Körper und das Kind gehören plötzlich irgendwie der Gesellschaft, niemand spricht darüber, dass man plötzlich Tag und Nacht an das Kind gekettet ist und es gibt eigentlich keine Sprache für all diese Themen.“ beschrieb uns Ute ihre Forscher-Erfahrungen. Mittlerweile zählen drei Töchter und ihre Dackel-Hündin Luzi zu ihrer Familie.  

Zum Theater kam Ute als Quereinsteigerin. Heute ist sie Regisseurin und liebt die selbstbestimmte Arbeit mit Texten. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie das Theater Wolkenflug gegründet und realisiert politisches zeitgenössisches Theater an unterschiedlichen Orten, die zu den jeweiligen Stücken und Themen passen. Vor kurzem hat Ute den Maria Tusch Preis der Stadt Klagenfurt für ihr feministisches Engagement erhalten. Ein weiteres wichtiges Projekt ist „visible“, ihr Verein zur Sichtbarmachung von Frauen in Kunst, Kultur und Gesellschaft. Mittlerweile gibt es einen Lehrgang, ein wachsendes Netzwerk und laufende Projekte. „Feminismus oder einen diesbezüglichen Lehrgang braucht erstmals niemand. Es ist ein dornenreicher Weg so etwas auf die Beine zu stellen.“ betont sie im Gespräch. Damit ihr nicht langweilig wird, beginnt sie immer wieder Neues und bewegt damit sehr viel. 

Wir konnten ihr Feuer in den Augen und dem Gespräch deutlich spüren und wünschen euch viel Freude beim Anhören und einen Funken ihrer Leidenschaft!