037 – Michaela Jancsy, Reingard Prohaska: solidarisch tief verwurzelt

Michaela stammt aus Wien, wo sie lange am Stadtrand gelebt hat. Ihre Großmutter hat sie stark geprägt, denn sie war eine Frau, die selten stillsitzen konnte und hat ihr – obwohl sie von einem Bauernhof in die Stadt „geflüchtet“ ist – schon sehr früh Gartenwissen mit auf den Weg gegeben. Reingard hingegen stammt aus dem Almtal und wusste schon immer, dass sie einmal zurückkommen möchte – es war nur noch nicht klar, wie ihr das gelingen wird. Beide Frauen waren für ihr Studium und ersten Berufsjahre in Wien und haben dort auch einmal zusammengewohnt und erste Erfahrungen mit sogenannten „foodcoops“, das sind Lebensmitteleinkaufsgesellschaften, gemacht.

Das Universum hat sie wieder zusammengeführt als Reingard beschloss den Sprung zurück in die Heimat zu wagen und Michaela gefragt hat, ob sie Interesse hätte, gemeinsam eine „SoLaWi“, eine solidarische Landwirtschaft, zu betreiben. Michaela stand ebenfalls gerade vor einer Entscheidung wie es in ihrem Leben weitergehen sollte und so zog sie erstmal bei Reingards Vater in eine Wohngemeinschaft ein. Das Grundstück des Vaters war auch der Startpunkt für die beiden und sie bewirtschafteten dort einen Garten der groß genug war, um anfangs 10 später 20 und 40 Ernteanteile abzugeben. Ihr Ziel war es im vierten Jahr davon zu leben, was sie geschafft haben und sie haben auch nochmal auf etwa 80 Ernteanteile vergrößert. Heute haben die beiden ihren Standort auf dem Grundstück der „Grüne-Erde-Welt“ im Almtal.

Ernteanteile sind jener Betrag, den Konsument:innen bezahlen um eine solidarische Landwirtschaft zu finanzieren.  Man kauft also nicht nur eine bestimmte Menge Gemüse zum üblichen Marktwert, sondern finanziert mit seinem Beitrag die Produktion des Gemüses für eine Saison. Man ermöglicht es den Bäuerinnen Gemüse zu erzeugen und von dieser Arbeit zu leben. Die genauen Preise und auch das Gehalt der beiden haben sie transparent auf ihrer Website angeführt. Es ist ihnen wichtig, dass die Konsument:innen verstehen wie ihr Betrieb funktioniert. Deshalb gibt es auch immer wieder Informationsabende. Auf der Website liest man auch über die Möglichkeit bei ihnen zu „wwoofen“, das bedeutet gegen Kost und Logis im Betrieb mitzuarbeiten. Reingard hat selbst vor dem Studium „gewwoofert“ und zehrt heute noch von den Erfahrungen, die sie damals in Afrika gemacht hat.

Gemüse wird von April bis November geerntet, zu tun gibt es allerdings das ganze Jahr genug am Betrieb, den die beiden als „two woman show“ betreiben. Von der Planung, dem Saatguteinkauf über die Buchhaltung und das Marketing ebenso wie die Arbeit am Feld machen die beiden alles selbst. Ihr Tag beginnt meist gegen 08:00 und dauert bis 18:00, außer am Donnerstag an dem geerntet und verteilt wird – dieser Arbeitstag ist deutlich länger. Gearbeitet wird ohne Maschinen, nur mit den Händen und Handgeräten. Die körperliche Arbeit tut gut, die beiden haben aber gelernt, dass es oft besser ist einmal mehr zu gehen als schwer zu tragen. 

Müsste man sie als Gemüse beschreiben, dann hätte man Karotten und Mangold am Teller, zum Lachen bringt sie beide Luisa – die kleine Tochter von Reingard – ebenso wie lustig gewachsenes Gemüse und Frauen müssen aus ihrer Sicht ihren Raum einnehmen und sich verbinden. Der solidarische Gedanke zieht sich also durch ihr Leben wie ein roter Faden und die positive Energie der beiden ist durch und durch spürbar. Es hat uns verzaubert zwei Frauen zu treffen die so viel Sinn durch ihr Tun stiften und wir wünschen euch auch für die Zukunft nur das Beste.

 

weiterführende links:

www.almgruen.at

www.solawi.life